Leipziger Münzhandlung und Auktion Heidrun Höhn > Auction 104Auction date: 20 April 2024
Lot number: 3793

Price realized: 2,000 EUR   (Approx. 2,131 USD)   Note: Prices do not include buyer's fees.
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Sachsen-Kurlinie ab 1547 (Albertiner)
Johann Georg I. (1611-) 1615-1656 Silbermedaille o.J. (J. Buchheim) Friedenswunschmedaille. Auf Veranlassung des Magisters Johann Frentzel aus Leipzig. Wappen im Lorbeerkranz, darüber Tetragramm von Strahlen umgeben, "Friedeheil und Gottes Glantz flechte sich in Rautenkranz" / Obelisk, rechts zwei Personen mit zum Himmel gestreckten Armen, links eine weitere Person und eine von einem Engel gegossene Pflanze, darüber strahlendes Gottesauge, "Daß die Zweig von Chursachsen mögen bis in Himel wachsen". 48,5 mm, 28,80 g Tentzel S. 459 (Tfl. 42, III) Slg. Merseburger - Dassdorf 711 (R, dort vergoldet) Sehr seltenes und historisch interessantes Exemplar. Unbedeutende Henkelspur, sehr schön-vorzüglich

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) war einer der ersten langandauernden und überregionalen Kriege, die Europa wirtschaftlich und moralisch beinahe in den Abgrund drängte. So hat er auch in Sachsen, wie in zahlreichen anderen Regionen Europas, zu vielen Todesopfern, Hungersnöten und Teuerungen geführt, die durch die inflationäre Entwicklung der Kipper- und Wipper Zeit verstärkt wurden. Gerade in dieser Zeit wurde diese Sehnsucht nach Frieden und der Rückkehr zur Normalität durch das Thema des "Friedenswunsches" verstärkt in der darstellenden Kunst widergespiegelt. Neben dem Motiv der Vergänglichkeit, des so genannten Vanitas-Motives und der oftmals morbid anmutenden künstlerischen Reflexion des alltäglichen Leides wurden so genannte Friedenswunschmedaillen ein Balsam auf der Seele der Adressaten, denen die Medaillen überreicht werden sollte. Dazu zählt die hier vorgestellte Silbermedaille, die dem schlesischen Medailleur Johann Buchheim (1624-1683) zugeschrieben wird. Die genaue Datierung dieses Stücks ist jedoch in der Literatur umstritten. Während sie Tentzel in die Regierungszeit Johann Georgs I. legt, weist sie Erbstein Johann Georg II. zu. Bemerkenswert an der Darstellung dieser Medaille sind die Monogramme am Fuße des Obelisken. Sie deuten wahrscheinlich darauf hin, dass diese Medaille nicht nur von Buchheim geschlagen, sondern darüber hinaus von einem gewissen Johann Frentzel gestaltet wurde. Johann Frentzel (1609-1674) war ein evangelischer Theologe und Geschichtsschreiber, der 1640 den Magister artium an der Universität Leipzig erwarb. Darüber hinaus befasste sich Frentzel mit der Gestaltung von Medaillen, wie dieser hier, welche er für den Kurfürsten Johann Georg II. von Sachsen anlässlich dessen Regierungsantritts im Jahr 1656 oder zum Namenstag des Kurfürsten 1660 gestaltet haben soll. Es gibt somit viele Theorien, wann und wie diese Medaille entstanden sein mag, wobei jene These in Zusammenhang mit Frentzel am wahrscheinlichsten zu sein scheint. Was jedoch unumstritten ist, ist die Tatsache, dass es sich hier um eine sehr prachtvolle und interessante Medaille handelt, die es uns erlaubt anhand der vorhandenen Quellenlage, auch über ihre Entstehungsgeschichte zu sinnieren und uns auch in Demut eine Zeit in Erinnerung zu rufen, in der Tod und Armut allgegenwärtig waren. (Sehen Sie hierzu auch die Vorstellung dieser Medaille unter Til Horna: Aus privaten Sammlungen: Sachsen, Friedenswunsch-Silbermedaille, 1625-1656 in der Online-Zeitschrift Muenzen-Online, hochgeladen am 6. Februar 2024).

Estimate: 1800 EUR