Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG > Auction 404Auction date: 19 March 2024
Lot number: 2063

Price realized: 3,600 EUR   (Approx. 3,909 USD)   Note: Prices do not include buyer's fees.
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DAS ERZBISTUM MAINZ. ERZBISCHOF ADALBERT I. VON SAARBRÜCKEN, 1111-1137. Die Münzstätte Erfurt.
Brakteat, Erfurt, vermutlich auf den Tod des Erzbischofs geprägt. 0,96 g. MARTINVS+ ADELBERTVS Brustbild des Erzbischofs mit Krummstab v. v., zu den Seiten je eine Kugel, l. ein Engel, der mit der Rechten die Brust des Erzbischofs berührt. Berger 2107 leicht var.; Dobras 5; Gräßler/Walde 42 leicht var.; Slg. Bonhoff -; Slg. Pick I (Auktion Dr. Busso Peus Nachf. 405) -; Slg. Walther -.
Von größter Seltenheit. Sehr schön +

Exemplar der Auktion Triton XX, New York 2017, Nr. 1212 (Aus der Sammlung Thomas Bentley Cederlind).
Der vorliegende Typ weist eine hochinteressante Prägetechnik auf. Während das Münzbild erhaben erscheint, ist die Umschrift vertieft und damit rückseitig lesbar geprägt worden. Man hat also mit Erfolg versucht, mit nur einem Stempel eine zweiseitige Münze herzustellen.
Ferdinand Friedensburg nannte diesen Brakteaten eine Inkunabel und interpretierte das Stück ausführlich (F. Friedensbug, Aus dem Bilderschatz des Mittelalters, in: Zeitschrift für Numismatik 33, 1922, S. 118-120): „Zu den Inkunabeln der Brakteatenprägung gehört der seltsame Pfennig, der das Bild - einen Engel neben einem Bischof - und die Schrift - * MARTINVS * ADELBERTVS nach verschiedenen Seiten hin erhaben hervortreten lässt, so dass, wer das Bild erhaben sieht, die Schrift vertieft zu Gesichte bekommt „. [...] „Was nun bedeutet das Gepräge? Jedenfalls nicht, wie von Posern ohne nähere Begründung, wohl lediglich im Hinblick auf die Umschrift annimmt, den Erzbischof und den heiligen Martin, denn St. Martin war weder selbst ein Engel, noch spielen in seiner Legende die Engel irgendeine Rolle, noch war es endlich je üblich, die Heiligen als Engel darzustellen. Die Engel erscheinen auf Münzen häufig als Staffage, sozusagen als Ehrengeleit des weltlichen oder geistlichen Münzherrn, als Sinnbild des göttlichen Schutzes gemäß Psalm 91 V. 11, als sogenannte Assistenzfiguren, zuweilen auf einen oder zwei Köpfe verkleinert, wie denn auch in der heiligen Schrift öfters von einem priesterlichen Dienst der Engel die Rede ist (Haggai 1,13; Maleachi 2,7; 1. Korinther 13,1; Kol. 2,18), der sie für diese Verwendung besonders geeignet macht, weshalb sie auf Darstellungen heiliger Kirchenfürsten nicht selten mit gottesdienstlichen Geräten hantieren. Alle diese Deutungen sind hier ausgeschlossen: der Engel ist offenbar kein nebensächlicher, sondern ein wesentlicher Teil der Darstellung. Es ist der Todesbote, der dem Bischof die Hand auf das Herz als den Sitz des Lebens (1. Sam. 25 V. 37) legt. Zu ihm passt trefflich die Palme, die auf guten Exemplaren zwischen Engel und Bischof zu sehen, also in der Linken des Ersteren zu denken ist: sie ist seit Beginn des Christentums das Sinnbild des Sieges über den Tod, m. a. W. des ewigen Lebens (Symbolik S. 46). Damit reiht sich unser Brakteat den böhmischen Pfennigen (Fiala, Ceske Denary Tafel 16,1 und 16,6) an, auf denen der Todesengel den Münzherrn "abholt", während er ebenda 15,13 die Seele in Abrahams Schoß trägt, eine Darstellung, die sich v. a. auch auf einem Relief in der Kirche St. Trophimus in Arles findet und in ihren Anfängen bis auf das sogenannte Harpyienmonument von Xanthos zurückgeht. Unser Pfennig ist also eine Sterbemünze des gewaltigen Kirchenfürsten, von dem ein Zeitgenosse sagt, dass er auf den Lippen den Himmel, im Herzen die Hölle hatte".


Estimate: 2000 EUR