Gorny & Mosch Giessener Münzhandlung > Auction 303Auction date: 5 March 2024
Lot number: 1361

Price realized: 9,500 EUR   (Approx. 10,319 USD)   Note: Prices do not include buyer's fees.
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SIEBENBÜRGEN.
Johann Kemeny, 1661 - 1662. Reichstaler 1661 CV, Klausenburg. Geharnischtes Hüftbild mit Kalpag (Pelzhaube) nach rechts, der Brustpanzer mit floraler Ornamentik, in der Rechten das geschulterte Zepter, die Linke am Schwertgriff, in der Umschrift kleines, hochgestelltes Y / Gekrönte, mit zwei Adlerköpfen verzierte Kartusche, darin vierfeldriges, siebenbürgisches Wappen mit dem Familienwappen Kemeny (aus einer Krone wachsender Hirsch) als Mittelschild, darunter geteiltes Münzzeichen C - V. Walzenprägung. Dav. 4766. Resch 13ff. KM # A345. Husz. vgl. 619. 28,67 g.
RR! Attraktive Tönung, winzige Prägeschwäche, winzige Kratzer, gutes sehr schön

Johann (János) Kemény (von Magyargyeromonostor) war ein ungarischer Militärführer und Fürst von Siebenbürgen. Er wurde 1661 durch den Siebenbürgischen Landtag mit habsburgischer Unterstützung zum Fürsten gewählt, da der Gegenkandidat Achatius Barcsay, von den Osmanen unterstützt wurde. Zu dieser Zeit war er bereits ein bekannter und ausgezeichneter Adliger, da er als General unter Georg II. Rakoczi einen Feldzug nach Polen geführt hatte. Hier wurde er 1657 von den Türken gefangen genommen. In der Folge verbrachte er zwei Jahre auf der Krim und schrieb dort seine Autobiographie, die eine der wichtigsten Quellen zur Geschichte Siebenbürgens im 17. Jahrhundert darstellt. Schließlich wurde er gegen eine hohe Summe freigekauft. Direkt nach seiner Wahl begannen die Türken, in Siebenbürgen einzufallen, da der Sultan die Wahl ablehnte. Kemény wollte diesen Krieg zu einer Offensive der Christenheit zur Befreiung der christlichen Völker von der islamischen Fremdherrschaft machen. Auf Bitten von Leopold I. von Habsburg erklärten sich der Papst, der Doge von Venedig und die deutschen Fürsten unter Führung des Mainzer Erzbischofs Johann Philipp von Schönborn, dem Anführer der Rheinischen Allianz, zur Hilfeleistung bereit, falls Leopold I. seinerseits dem Osmanischen Reich den Krieg erklären würde. Johann Kemény, der seit Barcsays Festnahme alleiniger Herrscher Siebenbürgens war, rief seine Untertanen gegen das Heer des Temeschwarer Paschas Ali zu den Waffen; überzeugt davon, dass er auf starke militärische Unterstützung zählen könne. Im September 1661 nahm er mit Hilfe der kaiserlichen Truppen unter Montecuccoli den nördlichen Teil Siebenbürgens ein und besetzte Klausenburg. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass der vorliegende Taler in Klausenburg geprägt wurde. Durch das habsburgisch-türkische Geheimabkommen von 1661 jedoch sollte Habsburg Wardein als osmanischen Besitz anerkennen und Johann Kemény keine Hilfe mehr gewähren. Im Gegenzug würden die Türken ihre Strafexpedition nach Siebenbürgen einstellen und die Wahl eines neuen Fürsten zulassen. So wurde Michael Apafi am 16. November 1661 unter osmanischem Druck zum neuen Fürsten beziehungsweise Gegenfürsten gewählt. In der Folge zogen sich die Türken aus Temesvar zurück und Kemény belagerte Schäßburg. Am 23. Januar 1662 fiel Kemény in der Schlacht bei Nagyszollos, als er den Szeklern zu Hilfe kommen wollte, im Kampf gegen tatarische Truppen, die eingetroffen waren, um Apafi zu unterstützen. Laut Überlieferung fiel er von seinem Pferd und wurde von seinen eigenen Männern versehentlich totgetrampelt. Die Periode von 1657 bis 1662 gilt als eine unruhige Bürgerkriegszeit, in der es innerhalb von sechs Jahren fünf Fürsten gab, die nacheinander oder gar nebeneinander herrschten und einer nach dem anderen gewaltsam zu Tode kamen. Apafi, als schwacher Herrscher, leitete nach seiner Wahl ein Zeitalter des Niedergangs in Siebenbürgen ein, das durch anarchische Zustände und den Kampf Habsburgs gegen die Osmanen gekennzeichnet war.

Estimate: 6000 EUR